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Yin und Yang - Polarität

Yin und Yang – das Wesen der Polarität“ war meine 7.Semesterarbeit im Mode-Design-Studium an der Fachhochschule für Gestaltung, Pforzheim. Februar 1990
Neben einer theoretischen Abhandlung über das Wesen der sich bedingenden Gegensätzlichkeit erschuf ich Zeichnungen udn schließlich die Kostsüme.
YIN, das feminine Prinzip war weich und formlos, hingebend, lebendig. Es bestand aus tausenden von Styroporkügelchen, die so leicht waren, dass sie das Kostüm abheben und "schweben " ließ, wenn sich die Kostümträgerin schnell gedreht hatte (bei der Vorstellung der Kostüme auf dem Lauifsteg).
YANG, das maskuline Prinzip war aus Metall hergestellt. Unzählige Nieten machten es möglich, dass sich das starre Gebilde öffnen und bewegen ließ. Ein Hinweis auf das starre glänzende Äussere und das weiche, softe Innere. Bei der Herstellung hab ich wie oft bei meinen Objekten Schweiß und Blut gelassen...

DIE POLARITÄT

Mit Polarität bezeichnen wir die Tatsache, dass jedem Element zwei unterschiedliche Seiten abgewonnen werden kann. Eine Hinführung zur Polarität durch die Zahlen kann man mit der theosophischen Reduktion und Addition aufzeigen:

DIE THEOSOPHISCHE REDUKTION UND ADDITION:
Reduktion:
    10 =                1 + 0        = 1
    11 =                1 + 1        = 2
    12 =                1 + 2        = 3
    13 =                1 + 3        = 4
2311 =      2 + 3 + 1 +1        = 7
  999 =      9 + 9 + 9  = 27    = 9

Rechnet man anhand dieses Beispiels allen möglichen Zahlenkombinationen durch, kommt man zu der Erkenntnis, dass die Ziffern von 1 bis 9 das Grundmuster jeder Entwicklung bilden. Im Grunde existieren also nur diese neun Ziffern.
Addition:
Der theosophische Wert der Zahl 3:
1 + 2 + 3 = 6
Der theosophische Wert der Zahl 4:
1 + 2 + 3 + 4 = 10 = 1 + 0 = 1
Der theosophische Wert der Zahl 7:
1 + 2 + 3 + 4 + 5 + 6 + 7 = 28
28 = 2 + 8 = 10 = 1 + 0 = 1
wenn man nun den Vergleich aus der theosophischen Wertanalyse zieht, erfolgt daraus:
4 = 10 = 1
7 = 10 = 1

Die Ziffern 4 und 7 haben also den gleichen theosophischen Grundwert. Die Ziffern 1, 4 , 7, 10 sind alle gleich 1. So läßt sich der Aufbau aller Zahlen in Dreierschritte zerlegen, denn die 4 repräsentiert immer die 1 in einer neuen, anderen, höheren Ebene.

1 2 3
4 5 6
7 8 9
10 11 12
13 14 15 etc

Die vier Grundziffern sind wie folgt definiert:
1. Die Eins ist die ursprüngliche Einheit, die immer impulsgebend ist. Man bezeichnet sie auch als das aktive, schöpferische (männliche) Prinzip.
2. Die Zwei kann den schöpferischen Impuls Eins aufnehmen (Opposition-Antagonismus). Man bezeichnet sie auch als das passive, empfangende (weibliche) Prinzip.
3. Die Drei ist das Neutrum. Sie bezeugt das Resultat aus der Beziehung der Einheit Eins zur Opposition Zwei.
4. Die Ziffer Vier ist bipolar. Sie bedeutet nichts neues, da sie das passive Resultat der ersten Schöpfungstriade ist. So ist die Vier eine gerade Zahl, gleichzeitig aber auch der aktive Neubeginn auf einer neuen Ebene, und somit: 4 = 1, was jedoch eine ungerade Zahl ist.
Dieses durch Zahlen dargestellte Urgesetz findet sich wieder in der Dialektik: These Antithese Synthese




                Yang, das maskuline Prinzip                    

              Yin , das feminine Prinzip                                  

 

 

 

Alle Systeme, Kulturen, Religionen stellen letztendlich dieselben universalen Zusammenhänge, die Urprinzipien dar.

Zahl 1 2 3 4
Prinzip aktiv passiv Gleichgewicht   Resultat
Polarität   +        -   +   -
Elemente Feuer Wasser Luft Erde
Tierkreis Löwe Skorpion   Wassermann Stier
Tarot Zepter   Kelch Schwerter Münzen
Karten Kreuz Herz Pik Karo

Himmelsrichtungen  

Osten Westen Süden Norden

Chinesische
Weltanschauung 

Yang Yin Tao  

Diese symbolischen Analogien sind ein weiteres Beispiel dafür, dass die Schöpfung stets einen Dreierschritt vollzieht.
Darüberhinaus kann nie etwas grundsätzlich Neues entstehen, sondern lediglich eine Wiederholung der ersten Triade auf weiteren, höheren oder intensiveren Ebenen.

 



    Yang: Starr - steif - glänzend - stabil - aufstrebend

    Yin: Weich - amorph - matt - beweglich - hingebend

 

 


POLARITÄT
Polarität erzwingt eine zugrundeliegende Einheit. Denn eine Zweiheit kann nur aus einer Einheit hervorgehen. Und ohne Einheit keine Polarität. Aber die Einheit alleine kann in unserer Welt nicht existieren. Es gibt im Zustand der Einheit keine Erkenntnis, denn Erkenntnis ist gebunden an Subjekt und Objekt, an die Polarität.
Die Eins allein kann nicht existieren, denn was ist die Eins ohne ihren Gegenpol, der ihr Dasein begründet?
Die aktive Eins muß einen Gegenpol aus sich herausstellen, der ihr als Spiegel dient, um sich selbst bewusst zu werden. So wird die Zwei geboren: weiblich, passiv, reflektierend. Die Grundlage für eine polare, gegensätzliche Welt.
Aus diesen beiden entsteht nun zwangsläufig die Drei, als neutraler, die Spannung aufhebender Punkt. Die Drei ist das Resultat der schöpfungsfähigen Polarität. Es entsteht die Dreieinigkeit.
Die Drei repräsentiert also die vollkommene Schöpfung.

Die Drei gilt als die perfekte Zahl. Beispiele:
- dreimal klopft man auf Holz
- ToiToiToi
- dreimal darfst Du raten
- drei Aufgaben gilt es zu lösen (in Märchen, Sagen...)
- Länge, Breite, Höhe bemessen den Raum
- Drei Grundfarben: Rot, Gelb, Blau
- Drei Zustandsformen der Materie
- etc etc etc..

So ist die ganze Schöpfung in ihrer unendlichen Vielfalt auf diesen Dreierschritt aufgebaut. Jede weitere Differenzierung wäre nur eine Wiederholung auf einer anderen Ebene. Es gibt demnach eine Gesetzmäßigkeit der Polarität. Ein Pol erzwingt immer seinen Gegenpol und durch diese Wechselwirkung entsteht Rhythmus.
Dieser Rhythmus ist das Grundmuster alles Lebendigen. Sowohl die moderne Physik als auch alte Weltanschauungen sind der Meinung: Alles ist Schwingung.
Es fließt aus und ein, es steigt und fällt, das Maß des Schwunges nach links gleicht dem Maß des Schwunges nachrechts...
So folgt dem Einatmen mit Sicherheit das Ausatmen, dem Wachsein folgt der Schlaf, welcher wieder das Erwachen in sich birgt. (Leben erzwingt das Sterben)
Alle Erscheinungsformen folgen diesem Muster, dem Gesetz der durch die Polarität entstandenen Schwingung. Die Gezeiten des Meeres - Die Jahreszeiten - Die Elektrizität - die Perioden von Krieg und Frieden - die Tageszeiten - überall ist das System des polaren Wechsels zu entdecken.
Nach diesem Prinzip birgt auch jede Erscheinungsform eines Poles oder Gegenpoles schon die darauffolgenede entgegengesetzte Erscheinung in sich: In der Nacht steckt schon der Tag, in der Ebbe ist schon die Flut...
All dies läßt uns zu dem Schluß kommen, dass nichts ohne seinen Gegenpol existieren kann. Denn gäbe es keine Krankheit, wäre der Begriff Gesundheit sinnlos, ohne Krieg wüßte man nicht, was Frieden bedeutet, ohne negativ, kein positiv, ohne Licht keine Dunkelheit...

 

DER MENSCH ALS POLARES WESEN:
Allein das "ICH"-Sein des Menschen grenzt ihn schon von dem Mitmenschen, dem "Du" ab. Er stellt sich dem Mitmenschen gegenüber und begibt sich somit in die Polarität. Dieses "Ich" stellt den Menschen in die Welt der Entscheidungen: Gut und Böse, richtig oder falsch, innen und aussen...
Durch sein Verstandesdenken ist es ihm unmöglich die Einheit zu erkennen. Alles wird in Gegensätze - sprich Konflikte - zerteilt und so einer Entscheidung vorgelegt: Ja oder Nein.

Der Mensch rennt der Einheit (dem Glück) nach, und kann doch nicht begreifen, dass innerhalb dieser unser Leben bestimmenden Polarität die Einheit, das Vollkommene, nicht erreichbar sein kann. Der Verstand aber will nicht begreifen, dass er - um die Einheit zu erfahren - aus dem polaren Denken aussteigen muß.
Aber der Verstand kann sich dieser polaren Welt nicht entziehen.
Um die Einheit erleben zu können, muß man das "Nichts" akzeptieren.
Denn die Einheit ergibt sich nur durch das Vereinen von Polaritäten.
Nimmt man einer Sache den Gegenpol, entzieht sich dem Verstand der Sinn der Sache. Demnach ist "Nichts" für uns sinnlos, und daher unerreichbar, weil es für uns nicht mehr existent ist. Es sei denn wir wären bereit das Prinzip Polarität zu überwinden.

Östliche Philosophien sind hier spirituell betrachtet weiter als die westliche, von materiellem Bewusstsein geprägte Weltanschauung (man beachte auch hier die Polarität). Im Buddhismus wird der Bewusstseinszustand des Nirwana (Das Nichts, wörtlich: verlöschen) angestrebt. Der Chinese glaubt an das Tao (Der Urgrund alles Seins, aus dem Yin und Yang entstand). Dem Inder ist das neti neti gegeben und der Kabbalist hat das ain soph.

Dass diese Einheit auch tatsächlich existiert, ist zwingend aus dem Prinzip Polarität selbst erkennbar, denn: Die Einheit ist das polare Gegenstück zur Polarität.
Mit unserem materiell geprägten Bewusstsein ist die absolute Einheit überhaupt nicht vorstellbar, und manchmal stellt sich die Frage: will man diese Einheit überhaupt erreichen? Denn in der Einheit existiert keine Polarität.

Wir müßten also alle unsere Sehnsüchte und Wünsche vergessen, denn in der Einheit, dem puren Sein sind Wollen und Streben nicht mehr vonnöten.
Das Paradoxum: Nur im Nichts ist die Fülle zu finden.



Polarität in der Sprache
In den alten Sprachen ist oft noch erkennbar, dass man damals der Einheit, die hinter dem polaren Wesen verborgen ist, noch bewusster war als es heutzutage der Fall ist. Erst durch die Entwicklung der neuzeitlichen Sprachen und dem Vergessen dessen was „wahr“ ist, veränderte sich das Wort und die Polarität wurde richtig fixiert. Nur unser gespaltenes Denken entriss dem Wort, das die Einheit noch in sich trug ein polares Entweder-Oder. Es folgen einige Beispiele, die noch sehr gut den gemeinsamen Ursprung des Wort-Begriffes erkennen lassen.

Im Lateinischen gibt es dahingehend viele Beispiele, unter anderen:
Siccus heißt trocken und succus der Saft, altus wird heute noch sowohl mit hoch als auch mit tief übersetzt. Das griechische Wort pharmakon birgt den Begriff Gift UND Heilmittel in sich. Oder das englische without, das ja wörtlich mitohne heißt. Auch im Deutschen sind Restfragmente einstigen Wissens um die Geheimnisse zu finden. Als Beispiel sei das Wort Stumm der Stimme gegenübergestellt.

Erkenntnis bedarf der Polarität. Die Polarität des menschlichen Gehirnes: Als Vergleich erinnern wir uns an Yin und Yang im chinesischen Taoismus.
1= links Yang
2= rechts Yin
3= gesamt Tao

 


Die Polarität des menschlichen Gehirnes:
1= Links Yang
2= rechts Yin
3= dazwischen: der Balken

Die beiden Hemisphären des menschlichen Gehirnes unterliegen ebenso polaren Bedingungen. Versuche mit Menschen, bei denen der als Informationsaustausch fungierende Balken im Gehirn durchtrennt war, zeigte die verschiedenen Aufgabenbereiche der beiden Gehirnhälften.
Nun vergleichen wir beide Hemisphären mit dem chinesischen Taoismus.
Yin und Yang spalten sich im Tao.
In diesen Urprinzipien steht einerseits Yang als das "männliche" Prinzip, im psychologischen Bereich unserem Tagesbewußtsein entsprechend (hier mit dem Symbol: Sonne) und andererseits Yin als das "weibliche" Prinzip (Mondsymbol), welches dem Unbewussten des Menschen entspricht.
Übertragen auf die Hirnforschung gleicht die linke Hemisphäre dem Yang, der Tagesseite des Menschen und innerviert die rechte Seite des Menschen. Die rechte Hirnhälfte entspricht damit Yin, der Nachtseite, dem Unbewussten des Menschen. Sie hat Macht über die linke Körperhälfte des Menschen.

 

 

 

 

 

links

Logik

Sprache (Syntax, Grammatik)

Lesen

Schreiben

Rechnen, Zählen

Aufschlüsselung der Umwelt

Digitales Denken

Lineares Denken

Zeitabhängigkeit

Analyse

Intelligenz

Yang

+

Sonne

Männlich

Tag

Bewusst

Leben

Aktivität

Elektrisch

Sauer

Rechte Körperhälfte
Rechts

Gestaltwahrnehmung

Ganzheitserfassung

Musik

Geruch

Muster

Geschlossenes Weltbild

Analoges Denken

Symbolik

Zeitlosigkeit

Logische Mengen

Intuition

Yin

-

Mond

Weiblich

Nacht

Unbewußt

Tod

Passivität

Magnetisch

Alkalisch

Linke Körperhälfte

 

 

Unser momentanes, wissenschaftliches, westliches Weltbild entspricht hauptsächlich dem der linken Hirnhälfte: Rational, vernünftig, analytisch.
Aber diese Wahrnehmung des Daseins ist nur die halbe Wahrheit.
Die gegenpolare Hälfte des Gehirns, welches aus unserer Sicht irrational, unvernünftig, okkult oder phantastisch erscheint und eigentlich als polares Gegenstück anerkannt sein sollte, bleibt bis heute relativ unbegriffen.

Ein sich selbst erklärendes Beispiel ist die Tatsache, dass die linke Hirnhälfte erkannt und beschreibbar ist, während die rechte als nicht zu vernünftigen Leistungen fähig degradiert wird. Die Natur jedoch sieht diese von uns verachtete Leistungsfähigkeit etwas anders. Denn bei Gefahrensituationen schaltet sie automatisch von der linken, analytischen, auf die rechte, intuitive Hemisphäre um.

 

 

 

 

 

Resümierend muß noch einmal erwähnt werden, dass das menschliche Bewusstsein eine oder DIE Einheit in zwei polare Gegensätze spaltet. Beide Pole ergänzen sich und benötigen zu ihrer Existenz den Gegenpol. Die Polarität zeigt sich auch dadurch, dass der Mensch unfähig ist, beide Aspekte einer Einheit gleichzeitig und gleichrangig zu betrachten. Dies führt zu einem "nacheinander", wodurch Rhythmus, Zeit und Raum entsteht.
Der Vorteil der Polarität besteht in einer Erkenntnisfähigkeit, die ohne ein polares Bewusstsein nicht möglich wäre.

Unglücklich ist, wer den Himmel um der Erde Willen vergißt, und die Erde um des Himmels Willen.
Memnon (ägyptischer Hierophant)

Umkehr ist die Funktion des Tao. Das Hohe drückt er nieder, das Niedrige macht er hoch
Lao Tse

Wäre nicht das Nein, so wäre das Ja ohne Kraft.
Schelling
 

Der Text war ein Teil der Semesterarbeit, eigentlich ging es aber um die Kostüme. Das weiche, amorphe Yin und das starre, aufrechte Yang. In den Materialien wurden die beiden Gegensätze ebenso behandelt. So war das Yang aus purem Metall ( was mir unendlich viele Blasen an den Händen einbrachte, da ich das Innenfutter und die Scharniere zum Öffnen des Metallkorpus mit Hand einnietete). Während die Füllung des Yin aus weichen Styroporkügelchen bestand, was bei schneller Drehung des Kostüms dazu führte, dass es sich quasi erhob, die Bodenhaftung verlor und um die Trägerin schwebte...

 

 

 

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